Stroke Units sind speziell auf die Versorgung von Schlaganfallpatienten ausgerichtete Stationen, um schnelle Hilfe auf höchstem medizinischem Niveau zu garantieren. Eine solche Station ist auch am Kreiskrankenhaus Bergstraße in Heppenheim seit langem etabliert. Jetzt ist die dortige Schlaganfall Station erneut durch die Deutsche Schlaganfallgesellschaft (DSG) zertifiziert und in ihrer Bedeutung als „Regionale Stroke Unit“ sogar noch heraufgestuft worden. Bei der Versorgung von Schlaganfallpatienten im Städtedreieck Heidelberg, Mannheim und Darmstadt nimmt sie damit eine zentrale Bedeutung ein.
Möglich wurde die Neugewichtung als regionale Stroke Unit durch die Etablierung einer eigenständigen neurologischen Fachabteilung am Kreiskrankenhaus im Vorjahr. Die Stroke Unit ist Teil der vom Neurologen Professor Dr. T. Rizos geführten Neurologischen Abteilung am Kreiskrankenhaus. Die Abteilung ist eingebunden in die interdisziplinären Strukturen der Kreisklinik. Hier arbeiten die Schlaganfallspezialisten in engem Schulterschluss mit der Kardiologie und der Gefäßchirurgie des Hauses.
Vor 15 Jahren wurde mit dem Aufbau der Stroke Unit in Heppenheim begonnen. Damit ist eine Versorgungslücke in den Metropolregionen Frankfurt/Rhein-Main und Rhein-Neckar sowie Teilen des Odenwaldes geschlossen worden. Erstmals zertifiziert wurde die Spezialeinheit in Heppenheim vor drei Jahren. Damals erfolgte auch der Umzug in neue, moderne und helle Räumlichkeiten. Die Stroke Unit hat derzeit acht Betten. Medizintechnologie neuester Generation macht ein präzises Monitoring der Patienten möglich. Alle medizinisch relevanten Werte werden durchgängig erfasst, dokumentiert und sind Grundlage der Behandlung. Fachärzte und Fachpflegekräfte, die auf die Versorgung von Schlaganfallpatienten spezialisiert sind, arbeiten in der Behandlung im steten Austausch eng zusammen. Mit im Spezialistenteam sind zudem Physio- und Ergotherapeuten sowie Logopäden. Zu erwähnen ist, dass in Heppenheim auch wissenschaftlich gearbeitet wird um die Versorgung von Schlaganfallpatienten in Zukunft zu verbessern.
Mit Blick auf die Zertifizierung und den hohen Standard der Therapiekonzepte sagt Prof. Wolfgang Wick, Ärztlicher Direktor der Neurologie in Heppenheim: „Wir ermöglichen mit der regionalen Stroke Unit für den Kreis Bergstraße und darüber hinaus rund um die Uhr eine bestmögliche Behandlung von Menschen mit einem Schlaganfall“. Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute, um Leben zu retten und bleibende, oft gravierende, die Lebensqualität stark beeinträchtigende, Schäden bei Patienten zu verhindern. „Hierzu haben wir die Neurologie und die zugehörige Stroke Unit bei uns am Haus konsequent gestärkt und bauen den Bereich durch Investitionen in Personal, Konzepte und Technologie kontinuierlich weiter aus.“, erklärt der Geschäftsführer, Sascha Sartor. Die erneute Zertifizierung und die damit verbundene externe und unabhängige Überprüfung der Behandlungsqualität, der Organisation sowie der medizinischen Infrastruktur stellen ein klares Qualitätsmerkmal dar.
Neben der Arbeit vor Ort ist wichtiger Teil des Gesamt-Konzepts auch die Vernetzung mit dem Heidelberger Universitätsklinikum, unter dessen Dach das Kreiskrankenhaus angesiedelt ist. So ist für besonders komplexe Fällen bei denen es weiterer Expertise und Infrastruktur bedarf der direkte Zugang zu universitärer Medizin ohne Zeitverlust gesichert. Das Heppenheimer Team arbeitet dabei engstens mit Professor Dr. Wolfgang Wick, Ärztlicher Direktor Neurologie, Professor Dr. Martin Bendszus, Ärztlicher Direktor Neuroradiologie und Prof Dr. Sandro Krieg, Ärztlicher Direktor Neurochirurgie zusammen. Das etablierte Miteinander greift vor allem dann, wenn es darum geht, bei Verschlüssen großer Hirnarterien das Blutgerinnsel durch einen Kathetereingriff (Thrombektomie) zu entfernen oder Neurochirurgische Eingriffe vorzunehmen. „Es ist die Versorgung vor Ort und die Zusammenarbeit mit ausgewiesenen Spezialisten, die zu den großen Stärken der Stroke Unit in Heppenheim gehören. Das Konzept hat sich bewährt, das zeigen die Behandlungserfolge und alle wissenschaftlichen Daten dazu“, betont Dr. Armin Kalenka, Leitender Ärztlicher Direktor des Kreiskrankenhauses. In Summe sind es knapp 800 Patienten, die jährlich mit einem Schlaganfall im Kreiskrankenhaus Bergstraße behandelt werden. Schnelle Hilfe ist bei jedem Einzelnen dieser Patienten wichtig.
Ursache eines Schlaganfalls ist zumeist ein Gefäßverschluss im Gehirn, ausgelöst durch ein Blutgerinn-sel. Vielfach ist eine Behandlung mittels Thrombolyse, auch Lysetherapie genannt, möglich. Hierbei erhält der Patient durch die Armvene ein Medikament zum Auflösen des Gerinnsels. Eine solche Lysetherapie ist allerdings nur in einem sehr enge Zeitfenster von maximal viereinhalb Stunden nach dem Auftreten erster Symptome möglich. Umso wichtiger ist es, dass beim Verdacht auf einem Schlaganfall vom Betroffenen, soweit möglich, oder von Menschen in dessen Umfeld sofort der Rettungsdienst unter der Notrufnummer 112 alarmiert und der fachgerechte Transport des Patienten in das Kranken-haus gesichert wird.
Die Neurologie des Kreiskrankenhauses Bergstraße hat zudem auch die Weiterbildungsermächtigung zur Ausbildung neurologische Assistenzärzte erhalten. Dabei kommt der Stroke Unit, die über die Jahre dort aufgebaut wurde, ebenfalls eine zentrale Bedeutung zu.