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„Eine Herdenimmunität schaffen“ - Chefarzt Dr. Christoph Peter im Interview

Aktuelles und Pressemitteilungen | 07.06.2021

Chefarzt Dr. Christoph Peter ist seit Mitte des Jahres 2020 am Kreiskrankenhaus Bergstraße und fühlt sich dort sehr wohl.

KREIS BERGSTRASSE - Seit einem halben Jahr ist Dr. Christoph Peter als Chefarzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Kreiskrankenhaus Bergstraße (KKHB) beschäftigt. Wir sprachen mit ihm über geplante Veränderungen in der Klinik, die Corona-Lage und das Impfen gegen Covid 19.

Herr Dr. Peter, fühlen Sie sich wohl an der Bergstraße und im Kreiskrankenhaus?
Ja, sehr wohl. Ich wurde am KKHB mit offenen Armen aufgenommen.

Wie ist die Corona-Lage im KKHB? Merken Sie schon, dass die Zahl der Corona-Neuinfektionen deutlich gesunken ist?
Ja. Die Zahl der Patienten, die stationär aufgenommen werden müssen, sinkt. Auch die Nachfrage nach Intensivbetten nimmt ab. Für die gesunkene Zahl an Covid-19-Infektionen gibt es sicher mehrere Ursachen, unter anderem wahrscheinlich die Impfungen und das frühzeitige Testen.

Können nun wieder verstärkt andere OPs terminiert werden?
Notfall-OPs und andere dringliche Eingriffe fanden immer statt. Nun können wir aber in der Tat auch wieder geplante Eingriffe vornehmen. Wir müssen auch seltener kurzfristige Verschiebungen vornehmen. Wir merken, dass sich die Menschen auch wieder ins Krankenhaus „trauen“, um sich zum Beispiel Knie- oder Hüftprothesen einsetzen zu lassen. Man muss aber grundsätzlich keine Angst haben, sich im Krankenhaus mit Covid 19 zu infizieren. Wir haben extrem strenge Hygienemaßnahmen.

War und ist die Personalsituation im KKHB zufriedenstellend?
In meinem Bereich haben wir zumindest genügend Ärzte, auch durch die enge Zusammenarbeit mit der Klinik für Anästhesiologie des Universitätsklinikums Heidelberg. Insgesamt ist die Personalsituation bei Ärzten und Pflegekräften wie in allen deutschen Krankenhäusern dieser Größe angespannt. Speziell ausgebildetes Personal für Intensivmedizin und Anästhesiologie ist grundsätzlich schwer zu bekommen. Die anfallende Arbeit konnten wir aber immer durch das erhöhte Engagement der Mitarbeiter auffangen.

Wie beurteilen Sie die technische Ausstattung im KKHB? Was muss in nächster Zeit angeschafft werden, um die Aufgaben noch besser erledigen zu können?
Wir haben alles, was wir benötigen, um die Patienten sehr gut medizinisch betreuen zu können. Aber natürlich schreitet die technische Weiterentwicklung mit Riesenschritten voran. Da müssen wir aufpassen, dass es keinen Investitionsstau gibt.

In den nächsten Jahren sind weitere Baumaßnahmen geplant. Hier schießt der Kreis Bergstraße 50 Millionen Euro zu. Gibt es schon konkrete Pläne dazu?
Die Träger des KKH sind sich bewusst, dass einiges an der Infrastruktur zu machen ist. Es ist schön und gut, dass sie dafür Geld zur Verfügung stellen. Einige zentrale Bereiche stammen aus den 1980er Jahren, da ist also einiges zu erneuern. Allen voran die Räumlichkeiten. Die Planungen haben jetzt begonnen.

Thema Impfen: Ältere Menschen lehnen Astrazeneca ab, wodurch für Jüngere weniger Biontech zur Verfügung steht. Versuchen Sie auch, diesbezüglich Überzeugungsarbeit zu leisten?
Ich werde auch privat gefragt, was ich von den einzelnen Impfstoffen halte. Ich meine, wir sollten den Empfehlungen der Experten folgen. Es gibt für Menschen über 60 keinen Grund, Astrazeneca abzulehnen.

Durch eine Corona-Impfung ist keine sterile Immunität möglich, weil der Impfstoff eben nicht im lymphatischen Teil auf den Schleimhäuten der Atemwege/Rachen wirkt. Kritiker sagen, die tatsächliche Risikoreduktion sei sehr gering. Muss man am Sinn der Impfungen zweifeln?
Nein, daran muss man nicht zweifeln. Tatsächlich gibt es durch die Impfungen keine sterile Immunität. Aber die gibt es auch bei Grippe-Impfungen nicht. Das Thema Risikoreduktion halte ich für zweitrangig. Ziele der Impfungen sind die Reduzierung schwerer Covid-19-Krankheitsverläufe und die Schaffung einer Herdenimmunität in der Bevölkerung. Eine hohe Impfquote ist definitiv notwendig. Wie stark die Impfungen letztlich wirken, weiß man erst im Nachhinein. Die ersten Daten zum Beispiel aus Israel zeigen jedenfalls, dass Impfungen wirken. Die Forschung geht ja auch weiter, die Impfstoffe werden angepasst, damit sie auch gegen Mutationen des Virus wirken.

Kritiker sagen, Geimpfte könnten bei einer Covid-Erkrankung eventuell schwerere Verläufe haben, weil das Immunsystem durch die Impfung geschwächt werden könnte. Ist da was dran?
Nein, das wird hochgespielt. Es gibt bis jetzt nach Impfungen keine schwereren Verläufe. Im KKHB hatten wir noch keine Covid-19-Patienten zu behandeln, die geimpft sind. Natürlich gibt es Nebenwirkungen bei den Covid-19-Impfungen, aber nicht mehr als bei anderen Impfungen auch.

Wie stehen Sie zu der diskutierten Impfung für Kinder ab zwölf Jahren? Die Gefahr einer schweren Erkrankung ist ja sehr gering.
Auch da würde ich den Empfehlungen der Stiko und des Robert-Koch-Instituts folgen, wenn diese vorliegen.

Müssen wir eine vierte Infektionswelle im Herbst befürchten?
Leider habe ich keine Glaskugel, um das vorherzusehen. Hoffen wir mal, dass wir nicht von einer vierten Welle betroffen sein werden.

Worauf freuen Sie sich, wenn wieder „alles“ erlaubt ist?
Dass wieder Normalität ins KKHB einzieht, der Dauerstress wegen Covid 19 beendet ist. Privat freue ich mich darauf, mich wieder mit Menschengruppen zu treffen, zu reisen und das ein oder andere Fest zu feiern.

ZUR PERSON

Christoph Peter ist in Darmstadt aufgewachsen, sein Medizinstudium hat er in Heidelberg absolviert. Am Heidelberger Universitätsklinikum arbeitete er zuletzt als Standortleiter der Anästhesie und Intensivmedizin der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie. Im Januar dieses Jahres hat der 46-Jährige die Leitung des Fachbereichs Anästhesie und Intensivmedizin am KKH übernommen.

 

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