Stroke Unit am Kreiskrankenhaus Bergstraße erhält Qualitätssiegel
Aktuelles und Pressemitteilungen | 27.05.2021
KREIS BERGSTRASSE | 27. Mai 2021 | Thema Schlaganfall. Jede Minute zählt, eine schnelle Behandlung ist entscheidend, es geht ums Überleben des Patienten und darum, Folgeschäden, oft schwere Behinderungen, zu vermeiden. Umso wichtiger sind hochqualifizierte Anlaufstellen zur Patientenversorgung. Die Stroke Unit am Kreiskrankenhaus Bergstraße in Heppenheim gehört dazu. Jetzt wurde sie zertifiziert.
Mit der Spezialstation hat das Kreiskrankenhaus vor einigen Jahren eine zentrale Einrichtung zur Behandlung von Schlaganfallpatienten aufgebaut und damit eine Versorgungslücke in der Region geschlossen. Die nun erfolgte Zertifizierung bestätigt, dass die Versorgungsqualität am Heppenheimer Klinikum die hohen Standards der Deutschen Schlaganfallgesellschaft erfüllt. Für die Zertifizierung wurden die Abläufe, die Ausstattung, die Personalstärke, die Personalqualifikation und die Qualität der Schlaganfallbehandlung detailliert begutachtet.
Die Bedeutung der Heppenheimer Schlaganfallstation macht nicht zuletzt eine Zahl deutlich: Knapp 800 Patienten werden jährlich mit einem Schlaganfall in der Bergsträßer Kreisklink eingeliefert. Die Stroke Unit, der Begriff steht für die Räumlichkeiten wie für das medizinische Konzept, ist Teil der Neurologie und eingebunden in die interdisziplinären Strukturen der Klinik. Dabei arbeiten die Neurologen vor allem in engem Schulterschluss mit der Kardiologie und der Gefäßchirurgie.
Vor kurzem ist der acht Betten umfassende Spezialbereich in komplett neugestaltete und neueingerichtete Räume umgezogen. Medizintechnologie neuester Generation sichert das Monitoring der Patienten. Dies bedeutet: Alle medizinisch relevanten Werte werden durchgängig erfasst und dokumentiert. Alle Patienten sind unter ständiger medizinischer Beobachtung eines Teams aus Fachärzten und Fachpflegekräften. Zudem arbeiten täglich Physio- und Ergotherapeuten sowie Logopäden mit den Patienten. Verantwortet wird die medizinische Arbeit federführend von zwei erfahrenen Neurologen, Oberarzt Professor Dr. Timolaos Rizos aus dem Uniklinikum Heidelberg und Oberärztin Dorith Hangarter. Angegliedert ist die Neurologie der Inneren Medizin II von Chefarzt PD Dr. Wolfgang
Auch-Schwelk.
Die Station ist rund um die Uhr besetzt. Gestärkt wird die Arbeit durch eine enge Vernetzung mit dem Heidelberger Universitätsklinikum, unter dessen Dach das Kreiskrankenhaus angesiedelt ist. Mit Professor Dr. Wolfgang Wick (Ärztlicher Direktor Neurologie) und Professor Dr. Martin Bendszus (Ärztlicher Direktor Neuroradiologie) sowie deren Teams stehen in der Uniklinik bei Bedarf weitere namhafte Spezialisten beratend und für Eingriffe zur Verfügung. Ohne Zeitverlust können Experten aus Heidelberg via Telemedizin in die Diagnostik in Heppenheim eingebunden werden. Auch macht es der direkte Zugang der Bergsträßer Kreisklinik zur universitären Medizin in Heidelberg möglich, ohne langen Zeitverlust bei Verschlüssen großer Hirnarterien Blutgerinnsel mittels Katheter-Eingriffen
(Thrombektomie) zu entfernen. Zudem ermöglicht die Zusammenarbeit im regionalen Schlaganfallnetzwerk FAST bei Bedarf eine schnelle Patientenverlegung von Heppenheim nach Heidelberg.
Hintergrund: Der Schlaganfall gilt als die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Ursache eines Schlaganfalls ist zumeist ein Gefäßverschluss im Gehirn, ausgelöst durch ein Blutgerinnsel. Hilfe durch Spezialisten ist unabdingbar. Ärzte mahnen Betroffenen und Menschen in deren Umfeld, keine Zeit zu verlieren und schon bei einem Schlaganfallverdacht sofort den Rettungsdienst unter der Notrufnummer 112 zu alarmieren. In vielen Fällen kann ein Schlaganfall durch eine Thrombolyse, auch Lysetherapie genannt, behandelt werden. Hierbei wird ein Gerinnsel auflösendes Medikament in die Armvenen gespritzt. Mit dieser Medikamentengabe lässt sich das Blutgerinnsel oft auflösen. Die Stroke Unit in Heppenheim ist auf solche Behandlungen bestens vorbereitet und spezialisiert. Allerdings ist die Lysetherapie nur in einem sehr engen Zeitfenster möglich, innerhalb von viereinhalb Stunden nach den ersten Schlaganfallsymptomen muss das Medikament gegeben werden.
Jenseits dieser Herausforderungen tut sich aktuell ein weiteres Problem auf: Die Corona-Pandemie, so hat es den Anschein, verstärkt das Zögern, beim Schlaganfallverdacht umgehend den Notruf zu wählen. Bereits in der ersten Corona-Welle haben die Neurologen in Heppenheim, ebenso wie deren Kollegen andernorts, feststellen müssen, dass die Zahl der Schlaganfallpatienten, die in die Klinik kamen, zurückgegangen ist und es länger als zu anderen Zeiten gedauert hat, bis ein Notarzt gerufen wurde. Kein gutes Zeichen. Der Verzicht auf schnelle medizinische Hilfe lässt das Risiko eines tödlichen Verlaufs oder bleibender Schäden deutlich ansteigen. Dabei gilt: Selbst leichte und nur kurz andauernde Symptome dürften nicht ignoriert werden. Auch sie können folgenschwer sein.
ZAHLEN ZUM SCHLAGANFALL
Bei einem Schlaganfall sterben in jeder Minute, in denen einem Patient nicht geholfen werden kann, 1,9 Millionen Nervenzellen (Neuronen) ab, ebenso 14 Millionen Synapsen und zwölf Kilometer Nervenfasern. Zahlen, die deutlich machen, wie wichtig schnelle Hilfe durch Spezialisten ist.
Typische Schlaganfallsymptome
- halbseitige Lähmungen
- hängende Mundwinkel
- Probleme beim Sprechen
- Probleme beim Verstehen
- Probleme beim Sehen
Die Symptome können in ihrer Deutlichkeit sehr unterschiedlich sein und treten manchmal nur für wenige Minuten auf.
FAST als Hilfe für Diagnose
Die an dieser Stelle dem Englischen entliehenen vier Buchstaben FAST helfen Laien und Spezialisten bei einer ersten Schlaganfall-Diagnose. Folgende Fragen sind zu beantworten. Bei Auffälligkeiten ist sofort zu reagieren
- Face (Gesicht). Sind die Mundwinkel noch symmetrisch?
- Arms (Arme). Können Betroffene beide Arme auf gleiche Höhe heben?
- Speech (Sprache). Ist die Aussprache deutlich?
- Time (Zeit). Erinnerung an den Faktor Zeit, im Verdachtsfall sofort die Notrufnummer 112
wählen.
Der Transport eines Schlaganfallpatient ist auf jeden Fall dem Rettungsdienst zu überlassen. Keinesfalls sollten sich Betroffene selbst auf den Weg in eine Klinik machen oder Angehörige oder Umstehende die Fahrt übernehmen.
FAST als Verbund von Spezialkliniken
Die Stroke Unit am Kreiskrankenhaus Bergstraße ist Teil des Schlaganfallkonsortiums Rhein-Neckar, gleichfalls FAST genannt. Mehrere Krankenhäuser der Region haben unter Federführung der Neurologischen Klinik des Heidelberger Universitätsklinikums in der Zusammenarbeit zusammengefunden. Diese macht flächendeckend einen schnellen Zugang zu allen heute gängigen Schlaganfalltherapien möglich und sichert die in jedem Einzelfall individuell beste Patientenversorgung. Das Kooperations-projekt ist in Deutschland einmalig. Gefördert wird es von der Dietmar-Hopp-Stiftung.
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